Center Market (1864) (109)

Pennsylvania Avenue, zwischen 7th und 9th Streets, NW
Teilweise erbaut 1864, zerstört auf Weisung des Kongresses 1865

Die Verbesserung von Washingtons ursprünglich 1802 erbautem Center Market wurde viele Jahre lang diskutiert. An der Pennsylvania Avenue in einer prestigeträchtigen Gegend zwischen Weißem Haus und dem Kapitol gelegen, wurde die marode Ansammlung von Hallenbauten bereits um 1850 als Schandfleck und gesundheitliche Bedrohung empfunden. Anfang 1863 beauftragte Bürgermeister Richard Wallch Cluss und Kammerhueber mit dem Entwurf eines Backsteingebäudes, an der Pennsylvania Avenue, das zwei zur 7th und zur 9th Street in gelegene Hallenbauten miteinander verbinden sollte.

Die Architekten entwarfen ein zweigeschossiges Gebäude mit Ständen im Erdgeschoss und vier großen Galerien sowie einem 5,6 Quadratmeter großen offenen Raum im ersten Stock, durch den Licht und Luft ins Erdgeschoss gelangen konnten. Bei einer Fläche von etwa 28 mal 32,3 Metern und einer Giebelhöhe von etwa 22,8 Metern hätte das neue Gebäude eine substantielle Ergänzung des Marktbereiches und des Gesichts der Pennsylvania Avenue dargestellt.

Obwohl die Markthalle bereits im Entstehen begriffen war, beschlossen die Mitglieder des Distrikt-Ausschusses des Repräsentantenhauses und dann auch das gesamte Repräsentantenhaus einstimmig den Baustopp. Sie begründeten ihren Entschluss damit, dass der Kongress den Bau nicht genehmigt hatte, der auf einem Grundstück des Bundes entstehen sollte (obwohl dort bereits andere Marktbauten standen), und dass sie eine Behinderung der Sicht auf die Smithsonian Institution sowie der Luftzirkulation auf der Mall vermeiden wollten. Hinter den vorgebrachten Argumenten verbargen sich ein Griff nach lokaler Macht und Profitgründe, die der Evening Star, der von Bürgermeister Wallachs Bruder herausgegeben wurde, mit Freude enthüllte. "Gruppierungen, die persönliche Interessen verfolgen" bevorzugten einen privaten Markt, "wenn sie den Center Market los werden können." Das neue Gebäude hätte es wesentlich erschwert zu behaupten, dass die Stadtverwaltung nicht in der Lage wäre, eine Markthalle zu bauen und zu unterhalten, die den hohen Standards für die öffentliche Hygiene genügte. Die Zeitung befürchtete, dass eine private Markthalle die Verbraucherkosten um 15 bis 25 Cent erhöhen würde.

Cluss und Kammerhueber hatten in dem kurzen Konflikt zwischen der Stadt und dem Kongress keinerlei Einfluss. Der verfassungsrechtliche Status des Districts of Columbia ähnelte mehr demjenigen einer Kolonie, und die Stadt war gezwungen, die bereits bis zur Höhe des zweiten Geschosses gediehenen Mauern des Baus einzureißen. Immerhin war bereits so viel gebaut worden, dass Maßstäbe für das Aussehen eines modernen Marktgebäudes gesetzt worden waren. Innerhalb von fünf Jahren erhielt eine aufstrebende Gruppe von Politiker-Geschäftsleuten unter der Führung von Alexander R. Shepherd den Auftrag des Kongresses zum Bau einer privaten Markthalle auf dem gleichen Gelände. 1870 engagierte diese Gruppe Cluss als Architekten; dieser entwarf einen aus fünf Gebäuden bestehenden Komplex, der ebenfalls den Namen Center Market erhielt (siehe Nr. 20).

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